Skull and Bones -eine erlesene Elite

Aus dem Archiv: 2004 – George Bush oder Kerry? Skull & Bones! Immer noch aktuell, darum wieder aufgelegt.

Wer wird nächster Präsident der Vereinigten Staaten? Ob Bush, ob Kerry: die rechte Burschenschaft „Skull and Bones“ regiert mit im Oval Office.

 

von Hermann Ploppa

Bevor im nächsten November (i.e. 2004) die Wahlmänner für die Kür des Präsidenten der USA bestimmt worden sind, steht ein Gewinner schon fest.

Fest steht nämlich, daß die ultra-elitäre studentische Verbindung „Skull and Bones“ den alten und den neuen Präsidenten aus ihren Reihen rekrutieren wird. „Skull and Bones“ ist einer von sieben studentischen Geheimbünden auf dem Campus der Yale-Privatuniversität in der altehrwürdigen Ostküstenstadt New Haven im beschaulichen Bundesstaat Connecticut.

Können Sie sich vorstellen, wie beide George Bush (Senior wie Junior) als auch der drahtige John  Kerry sich nackt im Schlamm sühlen? Wie hochrangige Zelebritäten der USA in einem Sarg liegen, sexuelle Eskapaden vor ihren Corpsbrüdern beichten und dann auch noch auf allen Vieren zu einer als „Don Quichote“ verkleideten Gestalt krauchen, um deren rote Puschen zu küssen? Unglaublich aber wahr. Auf diese Weise werden viele mächtige Alphatiere der USA initiiert als unkündbare Mitglieder der „Skulls“. John Kerry wurde 1966 initiiert, George Bush II. im bewegten Jahre 1968.

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George Bush II. und seine Amtsvorgänger

Immer mehr Bürger der USA sind beunruhigt über die Zusammenballung von exekutiver Machtbefugnis in den Händen einer kleinen exklusiven Elitegruppe. Jedes Jahr rekrutieren die „Skulls“ gerade mal 15 neue Mitglieder, deren weiterer Karrieregang von den früheren „Skulls“-Jahrgängen betreut wird. Die Alten Herren heißen „Patriarchen“, und es gibt bei etwa 200 Millionen US-Bürgern gerade mal 600 lebende „Skull and Bones“-Mitglieder. Die Irritation der US-Wähler verstärkt sich noch dadurch, daß – so hört man – die Neophyten bei der exklusiven Yale-Bruderschaft einen unverbrüchlichen Treueid auf den Orden schwören müssen. Vor der Loyalität zu Vaterland, Religion und Familie rangiert die Verpflichtung gegenüber den geheimen Logenbrüdern. US-Bürger fragen sich: wie soll so einer den Eid auf das Gemeinwohl der Vereinigten Staaten schwören können?

Um zu begreifen, daß die obskuren Riten dieser nudistischen Logenbrüder keinen puren satanistische Mummenschanz gelangweilter Studis darstellen, sondern tiefe Spuren im Treibsand der US-Gesellschaft hinterlassen, müssen wir uns einige Besonderheiten des US-amerikanischen Bildungssystems anschauen.

Sicher kann man in den USA immer noch vom Tellerwäscher zum Millionär avancieren. Besser ist es jedoch, die richtigen Eltern ausgesucht zu haben. Der Weg in die Spitzenämter von Wirtschaft, Politik und Kultur führt über die privaten Elite-Universitäten der Efeu-Liga, der Ivy League. Während die staatlichen Universitäten ums nackte Überleben ringen, schwimmen die acht berühmten Privat-Unis in unvorstellbaren Reichtümern. Harvard, der Tabellenführer, verfügt über ein Vermögen von 19 Milliarden Dollar. Die New Yorker Columbia-Universität ist der zweitgrößte Grundstückseigentümer im Bundesstaat New York.

Damit nicht gewöhnliche Sterbliche die komfortable Ruhe der studierenden Sprößlinge aus den edlen neuenglischen Ostküstenfamilien der Cabot Lodge, Coolidge, Forbes oder Harriman stören, sind die Studiengebühren für jedes absolvierte Jahr so preiswert wie ein guter Mittelklassewagen. In Yale kostet das Studienjahr 28.000 Dollar. Das verschulte Curriculum währt drei Jahre bis zum Unter-Examen. Es folgt ein Vorbereitungsjahr zum Vollexamen.

Die acht Efeu-Unis sind bevölkert von Studentenbünden, die sich gezielt Seilschaften zusammensuchen für das spätere gemeinsame Vorpreschen in die Chefetagen. Da geistern durch Yale neben den „Skull and Bones“ die „Scroll and Key“, „Book and Snake“, „Wolf’s Head“, „Eliahu“ oder „Berzelius“. Verglichen mit diesen Pfründeverteilungsorden muten deutsche Burschenschaften geradezu sozialistisch-egalitär-demokratiesüchtig an. Deutsche Corporationen „keilen“ fast jeden Studienanfänger, der in der Lage ist, einen Bierhumpen festzuhalten.

Nicht so die „Skull and Bones“. Die Orden-eigenen Talentscouts beobachten auf dem Campus genau, wer in den drei Jahren bis zum Undergraduate vielversprechende Aktivitäten gezeigt hat. So ist ihnen auch der unerträglich ehrgeizige John Forbes Kerry aufgefallen. Informell lotet man aus, ob der Kandidat überhaupt interessiert ist an einer Initiation.

Wenn die 15 Initianten für den Examensjahrgang zusammengestellt sind, kann das satanistische Ritual der Initiation stattfinden. Das Skulls and Bones- Stammhaus in New Haven wird von den Skulls „Tomb“ genannt, i.e. das Grab. Im Foyer grimassiert aus einer Glasvitrine der Totenschädel des Apachenhäuptlings Geronimo. Überall Nekrophilia: Knochen, Knorpel, Schädel. Die Initianten müssen sich erst einmal im ummauerten efeuberankten Hof nackt im Schlamm sühlen. Dann werden sie in Särgen zum Sanctum Sanctorium getragen. Dort empfangen sie die älteren Skulls-Mitglieder mit infernalischem Geschrei. Die Neulinge werden aus den Särgen gekippt, müssen einige Schläge über sich ergehen lassen. Vor ihnen steht ein Mann, der als Teufel verkleidet ist. Ein anderer mimt den Papst. Und ein Dritter spielt den Don Quichote. Quichote hat seinen Fuß auf einen Totenkopf gestützt. Nach viel Schnickschnack schlägt „Don Quichote“ den Neuling zum Ritter. Der Neue schwört dem Orden bedingungslose Loyalität.

Die 15 Neulinge werden in ihrem Examensjahr auf das Intimste zusammengeschweißt. Zweimal die Woche treffen sie sich im Tomb. Reihum legen sie sich nackt in einen Sarg und erzählen ihren Corpsbrüdern, was sie in ihrem vierundzwanzigjährigen Leben schon alles an sexuellen Eskapaden angestellt haben. Sie müssen alles beichten. Das schweißt zusammen. Auf diese Weise wird ja auch verhindert, daß ein Skulli abschwören und in der Öffentlichkeit über den Geheimbund ausplaudern könnte. Eine gezielte Lancierung von sexuellen Ausrutschern in der Presse wäre das Karriere-Ende.

Aber Folgsamkeit wird reich belohnt. Wer das Examen gemacht hat, erhält aus der prallen Schatulle der Skulls eine berufliche Starthilfe von 15.000 Dollar. Am wichtigsten ist aber, daß sich etablierte Alte Herren– die Patriarchen –  aus den Reihen der Skull and Bones um den Frischling kümmern und ihn in gut bestallte Pöstchen hieven.

Der Skull and Bones-Orden gehört einer eingetragenen Firma, der Russell Trust Association. Diese ist dem Bundesstaat Connecticut so wichtig, daß er 1943 per Gesetz die Russell-Gesellschaft von der Berichtspflicht gegenüber dem Staat entband. Die Sippe des Ordensstifters William Huntington Russell machte ein enormes Vermögen dank des Opiumhandels mit China. Der den Skull and Bones-Orden wurde 1833 geründet und erhielt als Emblem die Piratenflagge mit dem Totenschädel und den gekreuzten Knochen.

Das Opiumgeschäft wurde in Partnerschaft mit der englischen Ostindienkompanie betrieben. Die reichen Ostküstenfamilien fühlten sich den englischen Aristokraten mehr verbunden als der egalitären USA-Verfassung eines Thomas Jefferson. Sie näselten im Oxford-Sound und konspirierten mit den Engländern in Koalitionen wie der Essex Junto oder der Hartford Convention von 1815. 1876 nimmt ein Skull and Bones-Mitglied entscheidenden Einfluß auf die Politik der USA. Alphonso Taft wird im selben Jahr Gneralbundesanwalt und Justiminister. Bei den Wahlen dieses Jahres kann kein neuer US-Präsident ermittelt werden. Taft hievt qua Amtsbefugnis Rutherford Hayes in das Weiße Haus. Alphonsos Sohn William Howard Taft (Skull and Bones 1878) wurde bekanntlich 1908 Präsident der USA, später auch noch General Attorney. Dessen Sohn Robert Alphonso Taft (Skull and Bones 1910) kämpfte als einflußreicher Senator für enge Koalitionen mit England.

Im Ersten Weltkrieg basteln die Skull and Bones-Studenten gar eine eigene Fliegerstaffel, die Yale Unit. Henry Davison aus der Chefetage der Morgan-Bank finanziert das Abenteuer für Sohn Trubee sowie dessen snobistische Yale-Komilitonen. Anführer der Yale-Unit wird Robert A. Lovett, später Minister unter Roosevelt und Truman. 1917 wird die Yale-Einheit offiziell den englischen Streitkräften eingegliedert.

Nicht allein Skull and Bones, sondern ein elitäres Netzwerk aus Mitgliedern der Ivy League nimmt erheblichen Einfluß auf die Politik der USA. Theodore Roosevelt war Mitglied in der studentischen Geheimverbindung Pig Club in Harvard. Die Brüder Allan und John Foster Dulles, die faktisch die Politk der USA in den Fünfziger Jahren bestimmten, gehörten dem Ivy Club in Princeton an. Franklin Delano Roosevelt begnügte sich mit dem gemäßigten Fly-Club.

Die Mitglieder dieses außerordentlich wohlhabenden Netzwerkes einte das Bewußtsein, als Elite auserwählt zu sein. Mit Ekel schauten jene Vorzugsmenschen auf die Massenkultur herab. Rechtspopulistische Bewegungen wie die Rednecks oder die McCarthy-Inquisition waren ihnen taktisch willkommen, nichtsdestotrotz jedoch zutiefst zuwider. Die Ivy-League-Menschen schätzten klassische Bildungsgüter: antike Literatur, englische Hochliteratur, besonders Lyrik. Sie förderten T.S. Eliott und Ezra Pound. Theodore Roosevelt las in arbeitsfreien Minuten griechische Klassiker im Original. Man verstand sich zudem als Speerspitze moderner Forschung.

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Prescott Bush mit Frau

So überrascht es nicht, daß Irving Fischer (Skull and Bones 1888) Gründungspräsident der American Eugenics Society wurde. Die Vorstellung, die Qualität der Massenmenschen durch gezielte Zuchtwahl und Aussiebung der Kranken und Schwachen anzuheben, hatte unwiderstehliche Anziehungskraft auf die Elitemenschen von der Ostküste. Eine herausragende Stellung als Förderer der Eugenik und Euthanasie erlangte bald Averell Harriman. Die Harriman-Dynastie erwarb enormen Reichtum durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes in den USA. Die Eisenbahn machte wiederum Rockefeller eine Zeitlang zum Monopolverkäufer von Erdöl. Die Harriman-Rockefeller-Symbiose prägte über Stiftungen das Gesicht der Wissenschaft nicht nur in den USA.

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Averell Harriman

Und Averell Harriman war der große Förderer und Koordinator von Skull and Bones. Harriman versammelte seine Skull and Bones-Kameraden auf der Multimilliardärs-Insel Jupiter Island. Zusammen mit George Herbert Walker (Skull and Bones 1927) faßte Harriman die eugenischen Forscher, besonders in Deutschland, England und Skandinavien, zu einem schlagkräftigen Weltverband zusammen. Auf dem Eugenik-Weltkongreß 1932 sorgte Harriman dafür, daß der deutsche Eugeniker Ernst Rüdin zum Vorsitzenden des Weltverbandes gewählt wurde.

Harriman kaufte sich in die englische Bank Brown Brothers ein, die nunmehr als Brown Brothers Harriman transkontinentale Kapitaltransfers abwickelte. Harriman holte Prescott Bush (Skull and Bones 1917) als Geschäftsführer in sein Unternehmen. Prescott Bush leitete zudem die Union Banking Corporation, die bevorzugt Kapitalgeschäfte mit Nazi-Deutschland durchführte.

Während sich Averell Harriman um die Verbesserung der menschlichen Rasse kümmerte, arbeitete ein anderer Skull and Bones-Patriarch an der Beeinflussung des Bewußtseins der Massen. Henry Robinson Luce baute nacheinander Time-Magazine, Fortune, Life und Sports Illustrated auf. 1923 gibt ihm ein Netzwerk von 72 Wall Street-Investoren das nötige Geld, damit Luce mit 18 Redakteuren – 11 davon Absolventen aus Yale – die erste Nummer von Time starten kann. Harriman war einflußreicher Demokrat. Luce jedoch setzte seine ganze Macht ein, um mit seinen Presseerzeugnissen für die Republikaner zu trommeln. Die New York Times bemerkte über Luce: „Er trug dazu bei, die Lesegewohnheiten, politischen Grundhaltungen und kulturellen Vorlieben von Millionen zu prägen.“ Wenn der Moderator im Radio und in der Kinowochenschau emphatisch ausrief: „Time marches on!“, dann war er die Stimme seines Herrn Henry Luce.

Den Erfolg jener Eliteherrschaft sichern letzterhand diskrete Operationen, die an den demokratisch kontrollierten Instanzen: Legislative, Exekutive und Judikative vorbei, entscheidende Weichenstellungen vornehmen. Es verwundert in diesen Zusammenhang nicht, daß der elitäre Campus der Yale-Universität den idealen Nährboden für die CIA hergab. Durchgeistigte Lyriker wie James Jesus Angleton oder Cord Meyer verließen die Redaktionsklause ihrer poetischen Campuszeitung „Yale Lit“, um in Europa mit „dirty tricks“ linke Milieus aufzumischen. Angleton war ein typischer Anglophiler, aufgezogen in einem englischen Internat, mit antrainiertem Oxford-Akzent. Er betrieb die P-Gruppe (P für Professor). Die P-Gruppe rekrutierte in Yale Talente für den CIA. Yale-Geschichtsprofessor Gaddis Smith bekräftigt die innere Beziehung zwischen Yale und CIA: „Yale hat den CIA stärker beeinflußt als irgendeine andere Universität. Das gibt dem CIA bisweilen den Charakter eines Klassentreffens.“

Personalchef beim CIA wird der uns bereits als Kommandant der Yale-Fliegereinheit bekannte Trubee Davison (Skull and Bones 1918). Seine Personalrekrutierung sorgt für den elitären Yale-Stallgeruch. Ursprünglich hatte Präsident Truman (kein Ivy-League-Mitglied) lediglich eine Koordinationsstelle angefordert, in der die aus den Geheimdiensten eingehenden Datenmassen evaluiert und sortiert werden sollten. Truman wollte nicht mit Datenmüll beim morgendlichen Briefing zugestopft werden. Doch die Geheimniskrämer von der Ivy League machten aus der Central Intelligence Agency eine operative Kampfeinheit, die ohne demokratische Kontrolle durch den Kongreß Regierungen nach Belieben stürzte oder Wahlen manipulierte. Der Nationale Sicherheitsrat umging parlamentarische Kontrollen. Wenn das Parlament kein Geld für CIA-Operationen bewilligen wollte, besorgte sich der Geheimdienst die finanziellen Mittel entweder durch kriminelle Kanäle oder von Stiftungen, wie z.B. Ford Foundation oder Rockefeller Foundation.

Den vorläufigen Gipfelpunkt in der Umgehung demokratischer Kontrollinstanzen erklomm George Bush der Erste (Skull and Bones 1948, zeitweilig CIA-Chef). In seiner Eigenschaft als Vizepräsident unter Ronald Reagan ließ Bush in der eigens für ihn gegründeten Special Situation Group alle Informationsfäden zusammenlaufen. Sogar der Nationale Sicherheitsrat wurde zur reinen Akklamationsinstanz degradiert. Über die Special Situation Group führte Bush ein Regiment, dessen Konturen bruchstückhaft in der Iran-Contra-Affäre sichtbar wurden. Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses für Geheimdienste, der Demokrat David Lyle Boren (Skull and Bones 1963) nannte die Machtmaschine von George Bush eine „Parallelregierung“. Das ist sicher untertrieben. Bush war de facto Präsident seit 1980. Als z.B. die Übernahme der Karibikinsel Grenada beschlossen wurde, befand sich Ronald Reagan auf dem Golfplatz.

Das provokante Vorgehen von George Bush ist schuld daran, daß die Öffentlichkeit auf Skull and Bones aufmerksam wurde. Als Bush sogar offiziell Präsident werden wollte, fragte die Washington Post 1988: „Hat der Vater von George Bush ein Grab geschändet?“ Papa Prescott Bush brach nämlich 1919 mit einigen seiner Corpsbrüder als Skull and Bones Stoßtruppe mitternächtlich auf einen Friedhof ein und entnahm dem Grab des Apachenhäuptlings Geronimo dessen Schädel. Der Schädel wurde sodann als Trophäe in einer Glasvitrine im Skull and Bones-Clubheim ausgestellt.

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Geronimo

Jene Pietätlosigkeit von Prescott Bush brachte die Skulls in den Ruch des Rassismus. In der Tat war der Orden lange Zeit der extreme Ausdruck der WASP-Dünkels. WASP steht für „White Anglo Saxon Protestants“. Gemeint sind die weißen anglophilen protestantischen Geldaristokraten von der Ostküste, deren Vorfahren tunlichst schon auf der „Mayflower“ mitgefahren zu sein hatten. Harrimans Eugenik beinhaltete ja auch, daß die Rassen genetisch-qualitativ unterschiedlich bewertet werden müßten. So hatten Juden, Afroamerikaner und andere „inferior races“ bei den Skulls nichts verloren.

Trotzdem ging die Kolportage der Washington Post im Falle von George Bush voll daneben. George Bush tat sich zwar am Anfang seiner Karriere als Förderer von Planned Parenthood hervor. Planned Parenthood war aus einer berüchtigten Eugenik-Gesellschaft unter Margaret Sanger hervorgegangen. Zusammen mit Bush baute sich eine PR-Offensive auf, die um die ganze Welt ging: Die Welt werde bald zu klein. Eine Bevölkerungsexplosion drohe die Menschen zusammenzupressen. Und nicht nur in den Henry Luce-Illustierten Time und Life quollen immer nur Massen von Indern, Chinesen oder Afrikanern aus den Abbildungen. Planned Parenthood war vor Ort und beriet die Inder, kaum viele Chinesen, dafür aber umso mehr Afrikaner bei der Geburtenkontrolle.

Doch Bush erkannte als einer der Ersten im WASP-Lager, daß demographische Umschichtungen zuungunsten der weißen Protestanten die Mehrheitsfähigkeit seiner Machtbasis auserwählter weißer Eliten über kurz oder lang obsolet machen würden. So kam es zu einer ethnischen Öffnung bei den Skull and Bones. Seit geraumer Zeit nun soll es bei dem Schädelorden Afroamerikaner, Homosexuelle und Frauen als willkommene Mitglieder geben.

 

Sind die Skull and Bones möglicherweise gar nicht politisch oder gar rechts orientiert? Die Skull and Bones sind sowohl bei den Demokraten als auch bei den Republikanern vertreten. Der mächtige Henry Stimson diente demokratischen wie republikanischen Präsidenten als Minister. Der Nationale Sicherheitsberater von John F. Kennedy hieß McGeorge Bundy. Auch er ein Skulli.

Der typische Skull and Bone-Alumnus kann in seinem Leben wechselweise Diplomat, Geheimagent, Minister,Wirtschaftsboß oder Universitätsdekan sein. William Sloane Coffin (Skull and Bones 1948) wechselte gar von der Kanzel zum Agentenauto und zurück: „Nach einem Jahr auf dem Union Theological Seminary schien sich ein Krieg mit der Sowjetunion anzukündigen, und nun wechselte ich doch zum CIA, weil ich in diesem Krieg von Nutzen sein wollte.“ Der Krieg fiel gottlob aus, und in den Sechziger Jahren profilierte sich Coffin als engagierter Vietnam-Kriegsgegner.

Und da traf er gewiß John Kerry (Skull and Bones 1968). John Kerry warf als dekorierter Vietnamkriegsveteran seine Orden ins Wasser. Aus Protest gegen den von ihm so genannten Völkermord. Frustrierte Veteranen folgten seinem Beispiel. Erstaunlicherweise fotographierte ein Reporter in Kerrys Haus genau diese Kriegsorden: sie hingen algenfrei an der Wand. Warum Kerry als Senator gegen den ersten Golfkrieg, aber für Golfkrieg zwei optiert hat, weiß nur Kerry. Kerrys Zickzackkurs in allen wichtigen Fragen der Politik ist hinlänglich bekannt. Verheiratet war Kerry übrigens zunächst mit der geschiedenen Frau eines Skull and Bones-Mannes. Jetzt ist er mit der Witwe des Ketchupkönigs John Heinz (Skull and Bones 1931) verheiratet.

Und John Kerry wird gewiß niemals in seinem Leben einen Skull and Bones-Corpsbruder in Schwierigkeiten bringen. Weder Vater und noch Sohn Bush. John Kerry saß nämlich als Senator zusammen mit seinem republikanischen Kollegen Hank Brown einem Untersuchungsausschuß vor. Der Ausschuß sollte ermitteln, ob Regierungsstellen oder Geheimdienste unerlaubte Aktivitäten der pakistanischen Bank und Geldwaschanlage BCCI  gefördert oder gedeckt hätten.

Der Bericht ist lesenswert. Denn er beschreibt, wie CIA, der englische SIS, Zentralbanken, Waffen- und Drogenhändler, Warlords und BCCI zu einer einzigen globalen Firnisschicht verwachsen waren, und wie die US-Regierung mit billigen Tricks den Ausschuß daran hindert, relevante Dokumente einzusehen. Kerry und Brown picken sich Donald Regan und Oliver North als Hauptbösewichte der US-Regierung heraus. Der Mann, auf dessen Special Situation Group alle Fäden zulaufen, bleibt allerdings ausgespart: George Herbert Walker Bush.

Daß der Kerry/Brown-Bericht erst im Dezember 1992, also einen Monat nach der Präsidentenwahl, herauskam, nützte George Bush nun leider gar nichts. Denn Ross Perot war im Zorn vom Posten als Präsident Reagans Sonderberater für amerikanische Kriegsgefangene in Vietnam zurückgetreten. Nun sprang er rachehalber in den Ring als unabhängiger Präsidentschaftskandidat gegen George Bush. Aber keine Sorge. Denn Bush-Bezwinger Clinton wurde von Winston Lord (Skull and Bones 1959), seinem stellvertretenden Außenminister, gut beraten. Und nach der achtjährigen Bush-Pause sind aktuell gerade mal zwei weitere Skullis im Kabinett vertreten: Edward McNally als Chefberater im Heimatschutzministerium, sowie Robert McCallum als stellvertretender Justizminister. McCallum ist sogar ein Skull-Jahrgangskamerad von George Bush II.

 

Offenkundig hat die neue Offenheit der WASPs gegenüber andersethnischen Privilegsanwärtern die Position der weißen Efeuliga nur gestärkt. Denn bei den Vorwahlen der Demokraten im letzten Winter kamen mit John Edwards, Howard Dean, Joe Liebermann und John Kerry gleich vier Aspiranten aus – Sie haben es erraten: aus Yale.

Die heutigen Efeuligisten wirken allerdings blaß gegen ihre Corpsbrüder aus früheren Generationen. Weder der jetzige Präsident noch sein Herausforderer noch die an ihnen rankenden Berater stehen im Verdacht, in der Mittagspause Thukydides im Original zu lesen oder auf dem Golfplatz große bildungsträchtige Oden zu schreiben.

 

Wer wird dennoch Präsident? Bush? Kerry?

Präsident wird auf jeden Fall ein Mann, der mit den Worten des CIA-Journalisten Irving Kristol von sich einmal behaupten möchte:

 

„Die Elite waren wir- die happy few, die von der Geschichte dazu auserwählt waren, unsere Mitmenschen einer irdischen Erlösung entgegenzuführen.“

Charles Chaplin und die Zweite Front

Prominente wie Xavier Naidoo oder Ken Jebsen, um nur zwei Beispiele herauszugreifen, werden genau in dem Augenblick von Rufmordkampagnen getroffen, wenn sie Dinge sagen, die nicht in das Konzept und die Agenda der Mächtigen hineinpassen.

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Die Methode Rufmord hat eine lange Tradition. Sie macht auch vor absoluten Superstars wie Charles Chaplin nicht halt. Als Chaplin auf die Untätigkeit der Westmächte im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen das Naziregime aufmerksam zu machen sich erdreistet, ist seine Karriere schlagartig beendet und ihm werden erfundene Delikte angehängt. Chaplin wagte es, die Ernsthaftigkeit der der Anstrengungen der Westmächte im Zweiten Weltkrieg in Frage zu stellen – wo blieb die „Zweite Front“, nämlich die Front im Westen? Tatsächlich begann der Angriff der Westmächte nämlich erst gut zwei Jahre später. Als die Sowjetunion im Alleingang das Nazireich besiegt hatte, und jetzt ungehindert die Wehrmacht westwärts vor sich her trieb. Worum ging es bei der gloriosen Invasion im Jahre 1944? Möglicherweise ging es darum, die Kriegsbeute vor den Sowjets zu retten?

Am 22.7.1942 veranstaltete der CIO (Council of Industrial Organizations) zusammen mit kirchlichen, studentischen Organisationen und Veteranenverbänden eine Kundgebung im New Yorker Madison Square Park.

Zu diesem Anlaß hielt Charles Chaplin von Beverly Hills aus eine Telefon-Ansprache an die Demonstranten. Eindringlich appellierte er an die Regierungen der USA und GB, sofort eine zweite Front im Westen aufzumachen, da die Wehrmacht 35 Kilometer vor den Ölfeldern im Kaukasus stehe. Wenn diese in die Hände der Nazis fielen, sei praktisch die Ölversorgung der SU verloren. Währenddessen warteten die westalliierten Soldaten in Irland auf ihren Einsatz:

„Wir hören davon, daß große Truppenmassen in Nordirland zusammengezogen werden, daß fünfundneunzig Prozent unserer Geleitzüge heil in Europa eintreffen, daß zwei Millionen Engländer voll ausgerüstet und bereit sind, eingesetzt zu werden. Worauf warten wir denn noch, da die Situation in Rußland derart verzweifelt ist?“ S.420

 

„Wenn Rußland den Kaukasus verlieren sollte, dann wäre das für die Sache der Verbündeten die größte Katastrophe. Dann werden wir auf die Beschwichtigungspolitiker achten müssen, denn sie werden aus ihren Verstecken hervorgekrochen kommen. Sie werden mit einem siegreichen Hitler Frieden machen wollen. Sie werden sagen: ,Es hat keinen Sinn, das Leben einer noch größeren Zahl von Amerikanern zu opfern – wir können mit Hitler >ein gutes Geschäft< machen.“ S.421

Folge dieser mutigen Sätze: faschistische Organisationen hetzen Chaplin eine Frau namens Joan Berry auf den Hals. Diese strengt eine Vaterschaftsklage gegen Chaplin an. Obwohl ein Bluttest negativ verläuft, wird Chaplin vom General Attorney angeklagt aufgrund des ,Mann Act’. In erster Instanz unschuldig, zweite Instanz schuldig. Die American Legion erpresst die Kinos der USA, den Film trotz guter Besucherzahlen aus dem Programm zu nehmen. Zuvor hatte bereits eine Hollywood-eigene Zensurbehörde, das ,Breen Office’ (gehört zur selbsternannten ,Legion of Decency’) ,Monsieur Verdoux’ abgelehnt. Erst nachdem Chaplin die gewünschten Änderungen vorgenommen hatte, wurde der Film freigegeben.

Als Chaplin 1953 (?) eine Europa-Reise machen will, braucht er ein ,Re-Entry-Permit’, um wieder in die USA einreisen zu können. Etliche Male wird er von der Einreisebehörde verhört. Man will klären, ob Chaplin wirklich Chaplin heißt, oder ob er nicht vielmehr ein Jude aus Galizien sei. Kaum ist er auf dem Schiff nach Europa, da wird ihm jeder weitere Aufenthalt in USA untersagt. Durch Intrigen wird seine Filmfirma United Artists beinahe an die Wand gefahren.

Die Luce-Presse („Time“) zerreißt Chaplins Film ,Limelight’ (Chaplins Filmkomödie von 1952) in der Luft. Hier verlor Chaplin viel Geld.

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Chaplin verwahrt sich gegen den möglichen Eindruck, seine Erinnerungen seien eine Art Selbstrechtfertigung:

„Diese Erklärung ist keine Entschuldigung. Als ich begann, dieses Buch zu schreiben, fragte ich mich, warum ich es täte. Es gibt viele Gründe dafür, aber der Wunsch, mich zu rechtfertigen, ist nicht darunter. Wenn ich meine Lage zusammenfassen soll, dann müßte ich sagen, daß ich mir in einer Atmosphäre mächtiger Cliquen und unsichtbarer Regierungen die Feindschaft einer Nation zugezogen und unglücklicherweise die Zuneigung der amerikanischen Öffentlichkeit verloren habe.“ S.477

Warum so demütig? Die amerikanische Öffentlichkeit ist doch massiv daran gehindert worden, sich zu dem Thema zu äußern!

Was lernen wir daraus? Selbst 1964 ist der Druck auf Chaplin und den Verlag noch so groß, daß Chaplin defensiv argumentiert. Personen, Jahreszahlen und andere Daten sind in dem Buch so schwammig gehalten, dass von den Übeltätern niemand an die Öffentlichkeit gezerrt wird, mit Ausnahme eines untersten Gliedes, nämlich Joan Berry, jene Dame, die Chaplin fälschlich beschuldigt hatte.

Auszüge der Telefonansprache zitiert aus: Aus Charles Chaplin: Geschichte meines Lebens Frankfurt/Main 2003

Buchtip zur Darstellung aus sowjetischer Sicht: Valentin Falin: Die Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. München 1997.