Elektroheizungen sollen uns im nächsten Winter warm halten. Glatter Wahnsinn, sagen nicht nur die Experten
Hermann Ploppa
Unser noch amtierender Wirtschaftsminister und Vizekanzler sieht reichlich angezählt aus. Habeck muss nämlich den Leuten draußen im Lande erklären, dass sie im Zuge der Gasumlage in Zukunft 2,419 Cent pro Kilowattstunde mehr berappen müssen, damit die Gasgroßhändler nicht pleite gehen. Denn wie im Demokratischen Widerstand Ausgabe 100 bereits berichtet, ist das für Deutschland bestimmte russische Gas bereits gewinnbringend nach Polen weiter verschachert worden. Aus den 2,419 Cent werden bei einer durchschnittlichen deutschen Familie schnell einige hundert Euro mehr im Jahr, die für Gas aufgebracht werden müssen. Da auch einige größere Wohnungsvermieter bereits Drosselungen der Heizleistung angekündigt haben, ist nun bei Mietern die große Angst vor dem Bibbern im Fernsehzimmer für den nächsten Winter ausgebrochen. Also kaufen Menschen ohne eigenes Haus jetzt panisch elektrische Heizkörper, so genannte Radiatoren, um wenigstens etwas Wärme im Wohnzimmer zu haben. So registrieren die großen Märkte bereits jetzt im heißen Sommer eine gegenüber dem Vorjahr glatt verdoppelte Nachfrage nach elektrischen Heizungen. Das ist natürlich weder ökologisch noch sozial eine brauchbare Lösung des Problems. So fürchten Fachleute, dass die extrem stromfressende Radiatorenwärme den Trend zum Zusammenbruch des Stromnetzes weiter beschleunigen wird. Denn schon der extrem gestiegene Strombedarf durch Elektromobilität und gefräßige Handy-Türme könnte recht bald die Grenzen der Leistungsfähigkeit unserer Netze aufzeigen.
Und: Strom in Wärme umzuwandeln ist extrem unwirtschaftlich. Das freut vielleicht die Anteilseigner von Elektrokonzernen. Aber die langen Gesichter der Endverbraucher sind vorprogrammiert. Der Weg von der Primärenergie zum Endgerät ist extrem verwickelt und lang. Erstmal muss aus Gas, Kohle oder auch Wind Strom gemacht werden. Dabei sind die verschiedenen Primärenergien extrem unterschiedlich. Gas ist dabei doppelt so effektiv wie Atomkraft und deutlich effektiver als Kohle oder Erdöl. Vom Kraftwerk bratzelt sodann der Strom über lange Leitungen bis zur heimischen Steckdose. Bei diesem Transport können noch einmal bis zu sechzig Prozent des eingespeisten Stroms unterwegs verloren gehen. Nun muss der Strom aus der Steckdose noch einmal in das Endgerät fließen. Auch hierbei geht wieder viel Strom verloren. Wenn dann der Radiator technisch nicht ganz fit ist, verbrät er noch einmal viel mehr Strom für die heimische Wärme als eigentlich vorgesehen und von der Behörde genehmigt. Die einfache Umwandlung von Gas in Wärme im Haus wäre nach wie vor einem solchen Unfug eindeutig vorzuziehen.
Wer nun allerdings das Glück hat, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, könnte sich jetzt eine so genannte Wärmepumpe einbauen lassen. Ein außerordentlich komplexes System, das angeblich aus einem Kilowatt glatt vier Kilowatt wohlige Wärme zaubern soll. Für dieses Zauberkunststück muss der Hausbesitzer allerdings bis zu 20.000 Euro aus eigener Tasche hinlegen. Bis vor kurzem konnte der Bauherr sich dafür einen günstigen Zuschuss plus Kredit bei der Kreditbank für Wiederaufbau besorgen. Doch Habeck hat diese Option jetzt gerade massiv beschnitten. Für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung sind die Wärmepumpen trotz des Besuchs von Bundeskanzler Scholz beim führenden Wärmepumpen-Anbieter Viessmann auf lange Sicht keine Option. In Deutschland gibt es 22 Millionen Heizgeräte. Im letzten Jahr sind allerdings gerade erst 154.000 Wärmepumpen verbaut worden. Es bedarf somit keiner großen Rechenkunststücke um festzustellen, dass uns auch diese netten Heizsysteme nicht vom bösen russischen Gas befreien können. Demokratisches regelbasiertes Fracking-Gas aus den USA kann und darf die Gaslücke definitiv nicht füllen. Auch wenn ein Hamburger Boulevardblatt sich gerade wieder aufregt: es ist absolut richtig und wichtig, dass sich endlich massiver Widerstand gegen den Aufbau von Fracking-Gas-Terminals formiert.
Und wenn wir den Stromausfall vermeiden und Deutschland nicht mit Vollgas gegen die Wand fahren wollen, gibt es nur eine vernünftige Option: Macht endlich die Pipeline Nord Stream 2 auf!